Vor zwei Jahren wurde der Verein Myni Gmeind gegründet um Gemeinden und Regionen bei der Digitalisierung zu unterstützen. Vereinspräsident Alexander Sollberger spricht zum Jubiläum über Erfolge, Herausforderungen und das Lernen aus stockenden Projekten.

 

Alex Sollberger, blicken wir zurück auf zwei Jahre Myni Gmeind: Welche Ziele wurden erreicht – und wo besteht noch der grösste Handlungsbedarf?

Erstens sind sehr interessante Projekte entstanden und auch erfolgreich abgeschlossen. Immer stärker kommt zweitens die Vernetzung zum Tragen, die wir uns zum Ziel gemacht haben: Wir führen Partner in Projekten zusammen, die dann auch unabhängig von Myni Gmeind voneinander profitieren. Und drittens: Wir tragen dazu bei, dass das Thema Digitalisierung nicht auf «Smart City», also Städte, beschränkt wird. Kleinere und mittlere Gemeinden ebenso wie Regionen rücken immer stärker in den Fokus. Noch nicht gelungen ist es uns in der Startphase, mit unseren beschränkten Mitteln Breitenwirkung zu erzielen.

 

Stand von Beginn weg ein Mehrjahres-Plan fest, oder trifft eher das Bild von «trial and error» zu?

Unsere Mission ist seit dem Start dieselbe: Mit unseren Projekten wollen wir die Lebensqualität und die Attraktivität als Wirtschafts- und Arbeitsstandort erhöhen. Und wir setzten seit dem Start auf das Prinzip, neue Technologien und Kulturwandel zu verbinden. Dabei bringen wir mit den beteiligten Unternehmen und unserer engen Partnerschaft mit dem Schweizerischen Gemeindeverband und eGovernment Schweiz das nötige Knowhow mit. Welche Projekte aber Wirkung entfalten, mussten wir zuerst lernen. Wenn ein Ansatz nicht klappt, suchen wir einen anderen Weg – wie ein Start-up. Deshalb würde ich sagen: ja, «trial and error» aber mit einem klaren Ziel vor Augen.

 

Haben Sie ein konkretes Beispiel?

Mit Adelboden pflegen wir eine enge Zusammenarbeit. Anfang 2019 haben wir gemeinsam mit Vertretern der Gemeinde, des Gewerbes und aus dem Tourismus einen Workshop durchgeführt, daraus sind drei Projekte entstanden. Unter anderem, um mit neuen digitalen Kommunikationsformen die Bevölkerung besser zu erreichen. Die entsprechende Anwendung «My Local Services» der Schweizerischen Post wird intensiv genutzt. Ein anderes Projekt ist eine Videokonferenz-Infrastruktur für Schulen und Coworking-Spaces – da haben wir sehr viel positive Erfahrungen gemacht, sind aber noch nicht zufrieden mit dem Resultat. Vor wenigen Tagen haben wir nun einen Förderantrag im Rahmen der Neuen Regionalpolitik für eine «Digitale Dorfstrasse» im Ort eingereicht. Das war nur möglich, weil im Gegensatz zum Vorjahr nun alle die Chancen sehen und am gleichen Strick ziehen. Wir bauen auf den Erfahrungen auf und gehen nun einen Schritt weiter. Es braucht also Beharrlichkeit.

 

Wir funktioniert der Verein?

Wir haben mehrere grosse Partner aus der Wirtschaft wie Cisco, die Swisscom, Academia und die Post. Sie unterstützen den Verein finanziell, engagieren sich aber auch stark für die Projekte. Weitere Partner sind dieses Jahr dazugekommen, die ihr Knowhow einbringen. Die wichtige Partnerschaft mit dem Gemeindeverband habe ich schon erwähnt. Unsere Geschäftsstelle wird von der reflecta ag in Bern geführt, sie hält die Fäden zusammen. Das Modell funktioniert gut, dieses Jahr sind mehrere neue Partner zu uns gestossen – wir sind offen für weiterte innovative Unternehmen und Organisationen.

 

Was sind die Pläne für die kommenden zwei Jahre?

Wir haben kürzlich einen Strategie-Workshop durchgeführt und neue Schwerpunkt-Themen für die kommenden 12 bis 18 Monate festgelegt. Beispielsweise werden Nachhaltigkeit und Partizipation noch wichtigere Themen. Und wir werden die Projekte stärker darauf ausrichten, sie auf weitere Gemeinden ausweiten zu können. So wollen wir noch mehr bewirken.

 

Alexander Sollberger hat den Verein Myni Gmeind mitgegründet und ist dessen Präsident. Er arbeitet im Innovationsbereich für die Schweizerische Post und ist deren Vertreter bei Myni Gmeind.

personNoé Blancpain

eventjeudi 17 décembre 2020

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